5 Fragen an Jan Kowalewski von Zukunftsperspektive Bau: Beim Thema Nachhaltigkeit und ESG steht die Baubranche an einem Wendepunkt. Regulatorische Vorgaben, Berichtspflichten und steigende Erwartungen verändern die Rahmenbedingungen. Jan Kowalewski unterstützt Unternehmen mit Beratung, digitalen Lösungen und integrierten ESG-Managementsystemen, um Nachhaltigkeit strategisch und zukunftsfähig in der Baubranche zu verankern.
05.05.2025
5 Minuten Lesezeit

„Einige haben die Zeichen der Zeit erkannt und profilieren sich klar mit nachhaltigem Bauen – andere hoffen noch, dass das Thema an ihnen vorbeigeht“, so Jan Kowalewski von Zukunft-Bau. Im Interview erklärt er, wie es um nachhaltigkeit ind er Baubranche aktuell steht, welche Herausforderungen dominieren – und welche Rolle digitale Lösungen wie leadity künftig spielen werden.
Wie nachhaltig ist die Baubranche aktuell?
Die Nachhaltigkeit in der Baubranche entwickelt sich dynamisch – aber nicht einheitlich. Während einige mittelständische Vorreiter bereits gezielt auf umweltfreundliches Bauen und transparente ESG-Profile setzen, fühlen sich viele Betriebe angesichts der steigenden Anforderungen im Bereich ESG in der Baubranche überfordert. Die aktuellen Reformvorschläge der EU-Kommission bringen hier wichtige Impulse: So sollen etwa die CSRD-Pflichten künftig nur noch für Unternehmen mit über 1.000 Mitarbeitenden gelten, die CSDDD auf direkte Zulieferer fokussiert werden und die EU-Taxonomie praxisnäher gestaltet werden. Diese Entlastungen schaffen Freiräume – zugleich steigt der Druck, freiwillig aktiv zu werden, etwa durch Nachhaltigkeitsnachweise für Banken oder ESG-Kriterien in Ausschreibungen.
Viele Unternehmen setzen daher zunehmend auf standardisierte Ansätze wie das VSME (Voluntary Sustainability Management and Evaluation Scheme)2, das sich als praxistauglicher Branchenstandard für den Mittelstand etabliert. VSME bietet strukturierte, aber flexible Kriterien für nachhaltiges Wirtschaften – ohne überbordende Bürokratie – und hilft dabei, unternehmensindividuelle Nachhaltigkeitsleistungen systematisch zu erfassen und nach außen zu belegen.
Welche Herausforderungen gibt es in der Baubranche bei der Umsetzung von nachhaltigem Bauen, und welche Lösungsansätze sind besonders vielversprechend?
Trotz steigender Anforderungen an die Nachhaltigkeit in der Baubranche fehlt es in der Praxis oft an verlässlichen Informationen – etwa zu CO₂-Emissionen von Baustoffen, ökologischen Bauweisen ganzer Gewerke oder Nachunternehmerleistungen. Auch die Kreislaufwirtschaft im Bauwesen steckt vielerorts noch in den Kinderschuhen. Zwar existieren viele gute Ansätze, doch der größte Hebel liegt bei den Auftraggebern: Solange nachhaltige Bauleistungen nicht systematisch in Ausschreibungen gefordert werden, bleibt das Potenzial ungenutzt.
Gleichzeitig können auch Bauunternehmen selbst aktiv werden – etwa indem sie in ihren Angeboten den CO₂-Fußabdruck der angebotenen Leistungen transparent mitliefern. Das schafft Vertrauen, fördert die Vergleichbarkeit und kann bei ähnlichem Angebotspreis zum entscheidenden Verkaufsargument werden.
Nachhaltigkeit in der Baubranche wird damit nicht nur zur Pflicht, sondern gezielt als Wettbewerbsvorteil nutzbar. Besonders vielversprechend sind deshalb Lösungen, die Transparenz entlang der Lieferkette schaffen, CO₂-Bilanzen vereinfachen und Planung, Einkauf sowie Ausführung digital vernetzen – als integrierte, praxistaugliche Systeme.
Jan Kowalewski, Zukunft-Bau
Welche Vorteile bringt nachhaltiges Bauen für Unternehmen in der Bauwirtschaft aus Deiner Sicht?
Die wirtschaftlichen Vorteile nachhaltigen Bauens – und damit auch die Vorteile von konsequenter Nachhaltigkeit in der Baubranche – werden zunehmend spürbar: bessere Kreditkonditionen, Zugang zu ESG-Förderprogrammen, gesteigerte Wettbewerbsfähigkeit bei Ausschreibungen und ein Plus an Attraktivität für Kunden, Talente und Investoren.
Die grüne Bauwirtschaft ist kein Nischenthema mehr, sondern entwickelt sich zum neuen Standard. Unternehmen, die heute strategisch investieren – sei es in nachhaltige Materialien, Prozesse oder Nachweise –, sichern sich langfristig eine stabile Marktposition und reduzieren gleichzeitig ihre Reputations- und Regulierungsrisiken.
Besonders relevant für das Thema ESG in der Baubranche: Erste Kommunen berücksichtigen inzwischen Nachhaltigkeitsnachweise bereits bei der Angebotsauswertung – und vergeben einen wirtschaftlichen Bonus von bis zu 20 % auf den Angebotspreis, wenn nachvollziehbare ESG-Kriterien erfüllt werden. Das verändert den Wettbewerb – und macht Nachhaltigkeit zu einem echten Preisvorteil bei öffentlichen Vergaben.
Jan Kowalewski, Zukunft-Bau
Darüber hinaus stärkt nachhaltigeres Wirtschaften die Resilienz eines Unternehmens in allen ESG-Dimensionen – ökologisch, wirtschaftlich, sozial und im Bereich der Governance. Für die Risikobewertung und Chancenanalyse auf Unternehmensebene wird ESG in der Baubranche zunehmend entscheidend: Wer seine Lieferketten kennt, Klimarisiken einpreist und soziale Standards ernst nimmt, kann sich auch in Krisenzeiten stabil aufstellen – und gezielt auf neue Anforderungen reagieren.
Welche nachhaltigen Bauprojekte oder Best Practices dienen als Vorbilder für die Zukunft der Bauwirtschaft?
Zukunftsweisend sind Bauprojekte, die Nachhaltigkeit konsequent, aber pragmatisch umsetzen – etwa durch CO₂-reduzierte Materialien, modulare Holz-Hybrid-Konstruktionen oder innovative Baukonzepte wie zirkuläre Quartiersentwicklungen. Besonders wertvoll für die Entwicklung der Nachhaltigkeit in der Baubranche sind Ansätze, die sich skalieren lassen – und dabei ökologische, soziale und ökonomische Aspekte zusammenbringen. Best Practices in der Bauwirtschaft zeigen: Der Weg zur nachhaltigen Branche ist möglich, wenn alle Akteure – von der Planung über die Ausführung bis zur Vergabe – systematisch zusammenarbeiten.
Welche Vorteile bietet die leadity-Branchenlösung für die Immobilien- und Baubranche?
leadity bringt genau das, was vielen im Bereich ESG in der Baubranche fehlt: Struktur, Übersicht und Effizienz in der ESG-Praxis. Die Plattform hilft Bau- und Immobilienunternehmen dabei, ihre Nachhaltigkeitsdaten zentral zu erfassen, zu analysieren und flexibel in unterschiedliche Formate – von Nachhaltigkeitsberichten bis hin zu Ausschreibungen – auszuspielen.
Besonders spannend ist die Weiterentwicklung: Zukünftig werden auch Szenarioanalysen möglich sein, etwa zur ESG-Bewertung bei Akquisitionen oder zur strategischen Optimierung von Projektportfolios. Damit wird leadity zur zentralen nachhaltigen Softwarelösung für das Bauwesen – und zum echten Hebel für digitale ESG-Kompetenz in der Baubranche.
Jan Kowalewski, Zukunft-Bau
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