Die Science Based Targets Initiative (SBTi) bietet Unternehmen einen wissenschaftlich fundierten Pfad, um ihre Treibhausgasemissionen zu reduzieren. Für KMU sind die Angebote der SBTi damit ein hilfreicher Kompass für nachhaltigeres Wirtschaften. Lesen Sie hier, wer hinter der Initiative steckt, was es bringt, seine SBTi Ziele validieren zu lassen und ob sich die Investition in eine Zertifizierung lohnt.
03.07.2025
4 Minuten Lesezeit

Die Ziele des Pariser Klimaschutzabkommens sind ambitioniert – und notwendig. Um die globale Erwärmung auf 1,5°C über dem vorindustriellen Niveau zu begrenzen, ist eine Dekarbonisierung der Industrie unumgänglich. Science Based Targets (SBTs) sind dafür ein probater Ansatz: Sie geben die Menge an Emissionen vor, die reduziert werden müssen, um diese Ziele zu erreichen. Entworfen werden die SBTi Targets von der Science Based Targets Initiative (SBTi).
Für was steht SBTi?
SBTi steht für Science Based Targets Initiative (Deutsch: Initiative für wissenschaftsbasierte Ziele). Dabei handelt es sich um eine globale Initiative verschiedener Organisationen. Sie wurde 2015 gegründet und unterstützt Unternehmen dabei, wissenschaftlich fundierte Klimaziele zu definieren. Ziel der SBTi ist es, Unternehmen einen klaren Rahmen zu bieten, um ihre Emissionen entsprechend des Pariser Abkommens zu reduzieren. Dazu entwickelt sie Standards, Werkzeuge und Leitlinien. Unter anderem hat SBTi den Corporate Net-Zero Standard geschaffen, der definiert, wie Unternehmen bis spätestens 2050 Netto-Null-Emissionen erreichen können.
Wer steckt hinter SBTi?
Die SBTi ist eine Partnerschaft aus vier international angesehenen Organisationen:
- Carbon Disclosure Project (CDP)
- United Nations Global Compact (UNGC)
- World Resources Institute (WRI)
- World Wide Fund for Nature (WWF)
Diese Partner bringen ihre Expertise ein, um Unternehmen weltweit dabei zu unterstützen, ihre Klimaziele festzulegen und umzusetzen. Seit der Gründung im Jahr 2015 hat die SBTi nach eigenen Aussagen mehr als 6.000 Unternehmen weltweit motiviert, Sciences Based Targets zu setzen.
Was ist die SBTi-Zertifizierung?
Eine SBTi-Zertifizierung bestätigt, dass die Klimaziele eines Unternehmens im Einklang mit aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnissen stehen und darauf ausgerichtet sind, die Pariser Klimaziele zu erfüllen. Dabei werden sowohl kurzfristige als auch langfristige SBTi Ziele berücksichtigt.
Die Zertifizierung erfolgt durch die SBTi Services Limited1, eine Tochtergesellschaft der SBTi, welche die eingereichten SBTi Ziele anhand festgelegter Kriterien prüft und validiert. Um ihre Ziele validieren zu lassen, müssen sich Unternehmen im Validierungsportal2 der SBTi registrieren3.
Tipp: Auf der Online-Präsenz der SBTi gibt es eine Unterseite „companies taking action“4. Dort werden die Fortschritte der Unternehmen aufgeführt, die sich SBTi validierte Klimaziele gesetzt haben – aufgeschlüsselt nach Branche, Standort und Engagement.

Ablauf des Prozesses für die SBTi-Zertifizierung1
Was kostet der Service der SBTi?
Die Kosten für SBTi Services für die Validierung von Klimazielen hängen von der Unternehmensgröße ab. Für kleine und mittlere Unternehmen (KMU) beträgt die Gebühr für die Validierung von kurzfristigen SBTi Zielen 1.250 US-Dollar. Für die Validierung von SBTi net-zero Zielen – also wissenschaftlich fundierten Langfristzielen zur vollständigen Reduktion der Treibhausgasemissionen eines Unternehmens auf netto null – werden für KMU ebenfalls 1.250 US-Dollar erhoben. Größere Unternehmen zahlen deutlich höhere Preise. Auch für die Anpassung von Zielen werden Gebühren erhoben.
Die Investition amortisiert sich in der Regel durch gesteigerte Wettbewerbsfähigkeit, höhere Widerstandsfähigkeit gegenüber regulatorischen Anforderungen und ein gestärktes Vertrauen von Kund:innen und Investor:innen. Außerdem werden durch neue Technologien und effizientere Prozesse die Energie- und Rohstoffkosten gesenkt. Die langfristigen Einsparungen können die Anfangskosten daher deutlich übersteigen.
Tipp: SBTi hat ein maßgeschneidertes Zielsetzungsprogramm für kleine und mittlere Unternehmen eingeführt. So sind KMU nicht verpflichtet, kurzfristige SBTi Ziele für Scope-3-Emissionen festzulegen. Sie müssen sich jedoch dennoch dazu verpflichten, sie zu messen und zu reduzieren.
Ist die Teilnahme an der SBTi Pflicht?
Die Teilnahme an der SBTi ist freiwillig. In Deutschland besteht keine gesetzliche Verpflichtung, sich den SBTi-Standards anzuschließen. Dennoch wächst der Druck durch Stakeholder, Kund:innen und Öffentlichkeit, Klimaziele standardisiert und wissenschaftlich fundiert festzulegen, um auf diese Weise Transparenz und Vertrauenswürdigkeit im Markt zu stärken.
Auch viele große und renommierte Unternehmen wie die Deutsche Bahn nutzen daher die SBTi, um ihre Klimaziele glaubwürdig zu untermauern. Demnach müssen die Emissionen (Scope 1-3) des DB-Konzerns bis 2040 um mindestens 90 Prozent gegenüber dem Basisjahr 2019 reduziert werden. Die verbleibenden Emissionen von maximal 10 Prozent werden neutralisiert – also permanent aus der Atmosphäre entfernt und dauerhaft gebunden.
Für Nachhaltigkeitsverantwortliche im Mittelstand bietet die SBTi die Chance, zu überschaubaren Kosten wissenschaftlich fundierte Klimaziele festzulegen und diese Ziele gegenüber Stakeholdern absolut glaubwürdig zu kommunizieren. Wichtiger Pluspunkt: Eine SBTi-Zertifizierung stärkt insgesamt das Vertrauen in die Nachhaltigkeitsbemühungen und hilft Unternehmen, sich öffentlich als verantwortungsbewusster Akteur im Kampf gegen den Klimawandel zu positionieren.
Um den unterschiedlichen Anforderungen gerecht zu werden, hat die SBTi für verschiedene Branchen spezifische Methoden und Rahmenbedingungen entwickelt, unter anderem für die Textil-, Finanz- und Energiewirtschaft und die Schifffahrt. Auch Betriebe aus dem Forst-, Land- und Agrarwirtschafts-Sektor können mit Hilfe des SBTi wissenschaftlich fundierte Klimaschutzmaßnahmen ergreifen, indem sie so genannte FLAG-Ziele festlegen, um die Emissionen zu senken (FLAG: Forest, Land and Agriculture). Hierfür bietet die SBTi ebenfalls zahlreiche Leitfäden und Hilfestellungen bei der Zielsetzung.
Fazit: SBTi ist der Kompass zur Nachhaltigkeit
Die Science Based Targets Initiative (SBTi) ist mehr als ein Zertifikat – sie ist ein Werkzeug, um Unternehmen zukunftssicher aufzustellen.
Mit klaren Leitlinien und Dekarbonisierungs-Tools unterstützt sie den Weg zu Netto-Null-Emissionen. Kleine und mittelständische Unternehmen profitieren von einem extra auf sie zugeschnittenen (und vergleichsweise kostengünstigen) Zielsetzungsprogramm sowie dem wissenschaftlichen Fundament der auf diese Weise definierten Klimaziele. Die SBTi ist international hoch angesehen und etabliert.
Unternehmen, die sich den SBTi-Zielen anschließen, können von dieser Strahlkraft profitieren, sich in eine Liste namhafter Firmen einreihen und sich dadurch aufmerksamkeitsstark als Vorreiter im Klimaschutz positionieren.
Dekarbonisierung smart steuern – mit Software, die wirkt
Führen Sie Ihr Unternehmen strukturiert und messbar zur Klimaneutralität – auf Basis anerkannter Standards wie Science Based Targets (SBTi) und weiteren Net-Zero-Ansätzen.
- Maßnahmenmodellierung mit Definition von Geltungsbereich, Zeitraum und Verbrauchs-/Substitutionsmengen
- Automatisierte CO2-Bewertung durch Emissionsfaktoren und Anbindung an die CO2-Bilanz
- Flexible Szenarienbildung zur Bewertung verschiedener Maßnahmenvarianten
- Gap-Analyse & Visualisierung im Vergleich zur Dekarbonisierungs-Roadmap

Quellen & weiterführende Informationen:
1 The Target Setting Process I SBTi Services Limited
2 Informationen zum Validierungsportal | Science Based Targets Initiative
3 Anmeldeseite des Validierungsportals | SBTi Services Limited
4 Target Dashboard I Science Based Targets Initiative
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