ESG-Rating – Nachhaltigkeit ist messbar

Nachhaltigkeit und verantwortungsbewusstes Wirtschaften sind in der heutigen Geschäftswelt unverzichtbar. ESG-Ratings bewerten, wie gut ein Unternehmen Umwelt-, Sozial- und Governance-Risiken steuert. Rating-Ergebnisse wie das von EcoVadis schaffen Orientierung für Kunden, Investoren und Geschäftspartner.

29.09.2025

6 Minuten Lesezeit

Meetingraum, Frau präsentiert

In einer immer transparenteren und stärker regulierten Wirtschaft gewinnt die objektive Bewertung von Unternehmen und deren Handeln eine zentrale Rolle. Für Maßnahmen im Bereich Umwelt, Soziales und Unternehmensführung (ESG) sorgen Siegel und Ratings dafür, dass die Nachhaltigkeitsbemühungen der Unternehmen nachgewiesen und sichtbar werden.

Der große Vorteil: Die erhaltenen ESG-Ratings können öffentlich kommuniziert werden, was hilft, sich positiv von Wettbewerbern abzuheben. Ebenso bieten sie Investoren, Kunden und Partnern klare Entscheidungshilfen und sie steigern die Glaubwürdigkeit in das Nachhaltigkeits-Engagements eines Unternehmens.

Was ist ein ESG-Rating für Unternehmen?

Ein ESG-Rating ist eine Bewertung der Nachhaltigkeits-Leistung eines Unternehmens, basierend auf den drei Säulen Umwelt (Environmental), Soziales (Social) und Unternehmensführung (Governance). Für Unternehmen dient ein ESG-Rating als Indikator, wie gut sie ökologische, soziale und ethische Herausforderungen meistern. Es wird von spezialisierten Rating-Agenturen erstellt, die Daten aus Nachhaltigkeitsberichten, öffentlichen Informationen und Fragebögen analysieren, um die Performance zu bewerten.

ESG-Ratings unterstützen die Nachhaltigkeitskommunikation

Doch was sagt ein ESG-Rating aus? Die Antwort auf diese Frage kann je nach Stakeholder unterschiedlich ausfallen: Für Investoren zeigt es Risiken und Chancen, während es für Unternehmen ein Werkzeug ist, um ihre Nachhaltigkeitsstrategie zu kommunizieren und Verbesserungspotenziale zu erkennen.

Grundsätzlich gibt ein ESG-Rating darüber Aufschluss, wie nachhaltig und verantwortungsvoll ein Unternehmen agiert. Es misst, wie gut ein Unternehmen Umweltziele (z. B. CO₂-Reduktion), soziale Standards (z. B. Arbeitssicherheit) und Governance-Praktiken (z. B. Korruptionsbekämpfung) umsetzt.

Typische Kriterien für ein ESG-Rating

Im Rahmen eines ESG-Rating werden Indikatoren wie Klimamanagement, Menschenrechte, Arbeitsschutz, ethisches Geschäftsgebaren und Transparenz bewertet. Bei Plattformen wie EcoVadis sind Dokumentenprüfungen üblich. Investment-Ratingagenturen greifen dagegen meist auf öffentliche Daten zurück. Es gibt jedoch kein einheitliches System: Jeder Anbieter gewichtet und bewertet die Kriterien individuell. Die Kriterien für ein ESG-Rating variieren also je nach Anbieter, umfassen jedoch typischerweise:

  • Umwelt: CO₂-Emissionen, Energieeffizienz, Abfallmanagement, Biodiversität, nachhaltige Lieferketten.
  • Soziales: Arbeitsbedingungen, Diversität, Menschenrechte, gesellschaftliches Engagement.
  • Governance: Unternehmensethik, Transparenz, Korruptionsbekämpfung, Vorstandsvergütung, Risikomanagement.

Die Bewertung ist oft auch branchenspezifisch, da beispielsweise die Chemieindustrie strengere Umweltkriterien erfüllen muss als die Dienstleistungsbranche. Anbieter wie EcoVadis passen ihre Kriterien an die jeweilige Branche an, um faire und relevante Bewertungen zu gewährleisten.

ESG-Kriterien: Maßstäbe für Nachhaltigkeit bei Firmen und Investor:innen

Titelbild ESG-Kriterien - Klimasymbole, Frau am Laptop, Handschlag, im Hintergrund Hochhäuser und Bäume

Alles über ESG-Kriterien: Wie Unternehmen mit gezielten Umwelt-, Sozial- und Governance-Indikatoren Risiken erkennen, Vertrauen schaffen und ihre Zukunft sichern.

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Was ist ein gutes ESG-Rating?

Ein gutes ESG-Rating hängt vom Anbieter ab; die Skalen variieren. Beispielsweise:

  • MSCI ESG Rating: AAA oder AA gelten als „Leader“ (Top-Bewertung), CCC als besonders risikobehaftet
  • Sustainalytics: Ein Score unter 20 bedeutet ein niedriges ESG-Risiko
  • EcoVadis: Platin (Top 1 %, Score 78–100) oder Gold (Top 5 %, Score 70–77) sind Spitzenbewertungen

Ein gutes Rating signalisiert, dass ein Unternehmen Nachhaltigkeitsrisiken effektiv managt und in seiner Branche führend ist. Es verbessert den Zugang zu Kapital, stärkt das Vertrauen von Stakeholdern und kann die Marktposition stärken.

Die Hannover Rück ist beispielsweise einer der weltweit führenden Rückversicherer. Sie betreibt alle Sparten der Schaden- und Personen-Rückversicherung und ist mit rund 3.900 Mitarbeitenden  weltweit präsent. Wenn andere Versicherer in Erwägung ziehen, Risiken auf den Rückversicherer zu übertragen, stellt sich ihnen automatisch die Frage: Wie ist das ESG-Rating der Hannover Rück? Hier kann das Unternehmen gleich mehrere Siegel mit hervorragenden Noten vorweisen: Die Hannover Rück wird – Stand 2023 – von ISS ESG mit C+ (Prime Status) bewertet, bei MSCI mit A und von Sustainalytics wird sie als „Low Risk“ geführt.

Dieses Beispiel verdeutlicht auch, dass die Siegel untereinander auf den ersten Blick schwer vergleichbar sind. Ein „C“ bei Anbieter A hat in der Regel eine andere Bedeutung haben als ein „C“ beim Ratinganbieter B. Ebenso ist es möglich, dass ein Unternehmen bei Anbieter A ein sehr gutes Rating erhält und bei Anbieter B nur ein mittelmäßiges. Grund hierfür sind die unterschiedlichen Gewichtungen bestimmter Themen je nach Rating-Anbieter.

Wichtige ESG-Rating-Anbieter

Es gibt zahlreiche Anbieter von ESG-Ratings, die sich in Methodik, Fokus und Zielgruppe unterscheiden. Hier sind die wichtigsten:

  • EcoVadis ESG-Rating: Spezialisiert auf Lieferketten, bewertet Unternehmen anhand von 21 Kriterien in Umwelt, Soziales, Ethik und nachhaltiger Beschaffung. Skala von 0–100, mit Siegeln (Platin, Gold, Silber, Bronze) für Top-Performer.
  • Morningstar ESG-Rating: Dieses Rating ist für den Finanzbereich relevant. Es basiert auf Sustainalytics-Daten. Morningstar nutzt Sustainalytics-Risikodaten, um Fondsportfolios zu analysieren. Dabei wird die durchschnittliche ESG-Risikobelastung der enthaltenen Unternehmen berechnet. Es ist kein „eigenes ESG-Rating für Unternehmen“, sondern ein Portfolioindikator. Es bewertet Fonds auf einer Skala von 1 bis 5 Globen und ist auch für Privatanleger zugänglich (je höher die Nummer, desto geringer das ESG-Risiko).
  • MSCI ESG-Rating: Das MSCI ESG-Rating bewertet über 10.000 Unternehmen weltweit mit einer Skala von AAA (Leader) bis CCC auf finanziell relevante Nachhaltigkeitsrisiken. Das Rating ist stark auf Investoren ausgerichtet.
  • ISS ESG-Rating: Umfassende Analysen für Unternehmen und Länder, basierend auf über 100 branchenspezifischen Indikatoren bietet das ISS ESG-Rating. Es ist besonders für institutionelle Investoren relevant.

Weitere bekannte Anbieter sind Sustainalytics, CDP und Vigeo Eiris (Teil von Moody’s), die ebenfalls maßgebliche ESG-Bewertungen liefern.

ESG-Rating am Beispiel des EcoVadis-Siegels

Wie ein ESG-Rating in der Praxis aussehen kann, zeigt das Beispiel EcoVadis, einer weltweit anerkannten Bewertungsplattform, die auch diverse Tools für das Nachhaltigkeitsmanagement bietet. Aber ist EcoVadis auch ein ESG-Rating? Die Antwort lautet: Ja, EcoVadis ist ein zuverlässiger ESG-Rating-Anbieter, der sich auf die Bewertung der Nachhaltigkeitsleistung von Unternehmen spezialisiert hat, insbesondere in globalen Lieferketten.

Das EcoVadis-Siegel ist eine sichtbare Auszeichnung, die Unternehmen für ihre Leistungen in den Bereichen Umwelt, Soziales, Ethik und nachhaltige Beschaffung erhalten. Es basiert auf einer Bewertungsskala von 0 bis 100 und vergibt Siegel in vier Stufen:  Platin (Top 1 %), Gold (Top 5 %), Silber (Top 15 %) und Bronze (Top 35 %). Unternehmen mit einem Score unter 47 erhalten kein Siegel, sondern nur eine Bewertung.

Die Funktionsweise des EcoVadis-Siegels

Das EcoVadis-Siegel ist international anerkannt und wird von über 130.000 Unternehmen  in 180 Ländern genutzt, darunter Großkonzerne wie BASF oder Unilever. Und so funktioniert das ESG-Rating:

  • Bewertungsprozess: Unternehmen beantragen aktiv ein Rating und reichen einen Fragebogen sowie Dokumente wie Nachhaltigkeitsberichte ein. EcoVadis analysiert diese Daten, kombiniert sie mit externen Quellen (z. B. Medienberichte, NGO-Daten) und führt eine Expertenprüfung durch.
  • Kriterien: Die Bewertung basiert auf 21 Kriterien , darunter CO₂-Management, Arbeitssicherheit, Korruptionsbekämpfung und nachhaltige Lieferketten. Die Kriterien sind branchenspezifisch angepasst, um Relevanz zu gewährleisten.
  • Scorecard: Nach der Bewertung erhalten Unternehmen eine detaillierte Scorecard mit Gesamtscore, Teilbewertungen, Stärken, Schwächen und Verbesserungsvorschlägen.
  • Nutzung: Unternehmen können das Siegel (z. B. Gold oder Platin) in Marketingmaterialien oder Ausschreibungen verwenden, um ihre Nachhaltigkeit zu demonstrieren . Die Scorecard  wird oft über die EcoVadis-Plattform mit Geschäftspartnern geteilt.

Das EcoVadis-Siegel unterstützt Unternehmen auf diese Weise, die regulatorische Vorgaben (z. B. Lieferkettengesetz) einzuhalten und stärkt ihre Position in globalen Lieferketten. Die Scorecard bietet darüber hinaus konkrete Handlungsempfehlungen, um Nachhaltigkeitspraktiken zu verbessern.

Heute und in Zukunft sind ESG-Ratings unverzichtbar, um die Nachhaltigkeitsleistung von Unternehmen transparent und vergleichbar zu machen. Anbieter wie EcoVadis, MSCI, ISS oder Morningstar bieten wertvolle Einblicke, wobei EcoVadis durch seinen Lieferkettenfokus besonders hervorsticht. Trotz unterschiedlicher Methodiken und begrenzter Vergleichbarkeit helfen diese ESG-Ratings insgesamt, nachhaltige Investitionen und Geschäftspraktiken zu fördern.

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