VSME Bericht: Kristin Buro im Interview über Chancen, Grenzen und Empfehlungen

Der freiwillige VSME Bericht bietet eine schlanke Grundlage für ESG Reporting – ohne übermäßigen Aufwand. Viele kleine und mittlere Unternehmen fragen sich, wie der VSME innerhalb der vielen unterschiedlichen Berichtsstandards einzuordnen ist und ob es sinnvoll ist, mitten im Berichtsprozess den Standard zu wechseln. Sechs Fragen an Kristin Buro, VSME-Expertin der fjol GmbH, zum VSME und der Zukunft der Nachhaltigkeitsberichterstattung.  

21.07.2025

3 Minuten Lesezeit

VSME Interview Kristin Buro Titelbild, Personen mit Laptop draußen am Kaffeetisch

Mit dem VSME Standard (Voluntary Sustainability Reporting Standard for non-listed Micro-, Small- and Medium-sized Enterprises) steht kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) ein freiwillig nutzbarer Rahmen als Alternative zur CSRD-Pflicht zur Verfügung. Doch wie ist der VSME einzuordnen? Welche Vorteile bietet er konkret – und wo stößt er an Grenzen?

Diese und weitere Fragen haben wir im Rahmen unseres Webinars „Reicht VSME? So geht es im Mittelstand weiter“ mit Kristin Buro erörtert. Als erfahrene Nachhaltigkeitsberaterin und Leiterin eines interdisziplinären Beratungsteams kennt sie die Herausforderungen aus erster Hand, vor denen viele KMU aktuell stehen.

Die wichtigsten Punkte aus dem Q&A-Teil des Webinars haben wir in diesem Artikel kompakt für Sie aufbereitet. Sie möchten tiefer einsteigen? Die vollständige Webinar-Aufzeichnung können Sie ganz einfach hier anfordern.

Im Interview:

Kristin Buro von fjol, Porträt

Kristin Buro
Group Senior Consultant, fjol GmbH2

Wenn ein Unternehmen derzeit mitten in der Wesentlichkeitsanalyse nach der CSRD-Richtlinie steckt oder schon seit Jahren beispielsweise nach DNK berichtet, ergibt es da überhaupt noch Sinn, auf den VSME1 umzusteigen?

Ja, denn ein VSME Bericht bietet den Vorteil, dass er europaweit angewendet werden kann. Dadurch lassen sich Nachhaltigkeitsaktivitäten über nationale Grenzen hinweg mit anderen Unternehmen vergleichen. Zudem bleiben große Unternehmen CSRD-berichtspflichtig und werden weiterhin Anfragen an die Lieferbetriebe entlang ihrer Wertschöpfungskette stellen. Im VSME Bericht werden die gleichen Themengebiete behandelt, sodass sich diese Anfragen strukturell gut und effizient beantworten lassen.

Welchen Nutzen hat der VSME Standard für Unternehmen? Gibt es eine „Hierarchie in der Anerkennung von Berichtsstandards bei wichtigen Anspruchsgruppen wie Versicherungen, Banken etc.?

Eine Hierarchie gibt es derzeit noch nicht. Ein VSME Bericht bietet aber das Potenzial, sich als europäischer Standard für international agierende Organisationen durchzusetzen. Das liegt vor allem daran, dass in diesem Bericht hauptsächlich Kennzahlen abgefragt werden, die es den Lesenden erleichtern, Daten und Informationen von unterschiedlichen Unternehmen und Branchen zu vergleichen.

Ein VSME Bericht bietet den Vorteil, dass er europaweit angewendet werden kann. Dadurch lassen sich Nachhaltigkeitsaktivitäten über nationale Grenzen hinweg mit anderen Unternehmen vergleichen.

Kristin Buro, fjol GmbH

In der Ankündigung zum Omnibus-Verfahren wurde auf den VSME verwiesen, obwohl es diesen vorher schon gab und er somit eine eigene, andere Zielstellung hatte. Kann er nun die Hoffnung erfüllen, dass kleine Unternehmen mit dem VSME keine (zusätzlichen) Prüfungen ablegen müssen?

Das lässt sich derzeit nicht mit Gewissheit beantworten. Der VSME bietet aber die Chance, dass kleine und mittlere Unternehmen von der Berichtspflicht befreit bleiben, sofern das Prinzip der Freiwilligkeit auch tatsächlich von Organisationen als Möglichkeit verstanden wird. Entscheidend ist hierbei sicherlich die tatsächliche Verbesserung der volkswirtschaftlichen Problemstellungen, die mit der CSRD- und der VSME-Berichterstattung angegangen werden sollen.

Ist es für ein Unternehmen, das nach ZNU-Standard zertifiziert ist, aus Ihrer Sicht sinnvoll, parallel einen VSME Bericht einzureichen?

Ja, denn der ZNU-Standard ist ein standardisiertes Managementsystem für mehr Nachhaltigkeit im Unternehmen. Ein VSME Bericht ermöglicht hingegen eine standardisierte Berichterstattung. Durch ein Managementsystem z.B. nach ZNU erstelle ich mir die Inhalte für meinen Bericht.

Wenn sich die Berichtsstandards immer weiter angleichen, ist die Tendenz, dass irgendwann alle zu einem zusammengefasst werden?

Derzeit lässt sich bereits eine Angleichung der Standards auf Themenebene beobachten. Allerdings haben die Standards auch unterschiedliche Zielgruppen. Eine Unterscheidung z.B. nach Größe des Unternehmens und damit nach Berichtsintensität wird sicherlich bleiben.

Wie viel Zeit benötigt ein mittelständisches Unternehmen, wenn es bisher noch gar nichts in Richtung Berichterstattung unternommen hat?

Das lässt sich schwer beantworten, da es hier vor allem auf die Komplexität des Geschäftsmodells und das Know-How der Verantwortlichen ankommt.

Wir bei fjol haben eine Methodik entwickelt, um so effizient wie möglich durch den Prozess zu führen und dabei sowohl die Anforderungen zu erfüllen als auch die dazugehörigen Inhalte zu vermitteln. Dadurch dauert der Prozess ca. 20 Tage, bis der Berichtsrahmen feststeht. Wir raten den Organisationen aber dazu, die 20 Tage über einen Projektzeitraum von drei bis sechs Monaten zu verteilen, damit sie sich gut in den betrieblichen Alltag integrieren lassen.

Entscheidend ist […] die tatsächliche Verbesserung der volkswirtschaftlichen Problemstellungen, die mit der CSRD- und der VSME-Berichterstattung angegangen werden sollen.

Kristin Buro, fjol GmbH


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