Die CO2-Bilanz ist für Unternehmen ein unverzichtbares Werkzeug, um den eigenen ökologischen Fußabdruck zu verstehen und Emissionen gezielt zu reduzieren. Gleichzeitig hilft sie, gesetzliche Vorgaben zu erfüllen und eine Firma zukunftsfähig zu positionieren. Doch wie erstellt man sie? Welche Daten sind nötig, welche Methoden sinnvoll? Hier erfahren Sie alles, was Sie jetzt zur CO2 Bilanz wissen müssen.
04.06.2025
5 Minuten Lesezeit

Deutschland hat sich ein ambitioniertes Ziel gesetzt: Bis 2045, also in nur 20 Jahren, soll das Land klimaneutral sein1 – ein Meilenstein, der auch den Mittelstand fordert. Für Unternehmen bedeutet das, ihre Klimabilanz genau im Blick zu behalten und aktiv Maßnahmen zu ergreifen, die zur Senkung ihrer Treibhausgasemissionen und zur Dekarbonisierung beitragen. Eine fundierte CO₂-Bilanzierung bildet dafür die Grundlage.
Was ist eine CO₂-Bilanz für Unternehmen?
Eine CO₂ Bilanz ist eine Übersicht, die alle CO₂-Emissionen darstellt, die ein Unternehmen verursacht. Dabei werden nicht nur direkte Emissionen aus der eigenen Produktion berücksichtigt, sondern auch indirekte Emissionen, die durch Vorprodukte, Logistik oder die Nutzung der Produkte entstehen. Für die CO₂ Bilanz werden die Treibhausgase aus den Geschäftsaktivitäten gemessen und in CO₂-Äquivalente umgerechnet. Der Begriff „Klimabilanz“ wird seltener genutzt und umfasst oft weitere Umweltaspekte.
Wichtig: Mit einer Klimabilanz schaffen Unternehmen Transparenz über ihren Klima-Fußabdruck und analysieren alle Emissionsquellen. Dadurch sind sie in der Lage, CO₂-Reduktionsziele festzulegen und die Fortschritte zu überprüfen.
Um die Emissionen vergleichbar zu machen und nachvollziehbar zu dokumentieren, wurden Standards für die CO₂-Bilanzierung etabliert. Die zwei wichtigsten Treibhausgasbilanzierungs-Standards sind das Greenhouse Gas Protocol (GHG)2 und die ISO 140643. Das GHG-Protokoll ist ein international anerkannter Standard zur Berechnung und Kategorisierung von Treibhausgasemissionen. Die ISO 14064 ist eng mit dem GHG-Protokoll verzahnt. Sie gibt eine strukturierte Anleitung, wie Unternehmen ihre Emissionen vergleichbar erfassen und dokumentieren sollen. Zusammen stellen diese Standards sicher, dass die CO₂-Bilanzen für Unternehmen nach einheitlichen Regeln erstellt werden.
Wozu dient Unternehmen eine CO₂-Bilanz?
Eine CO₂ Bilanz befähigt Unternehmen, aktiv Verantwortung für ihren Klimabeitrag zu übernehmen und ihre CO₂-Emissionen gezielt zu senken. Sie schafft Transparenz, indem sie aufzeigt, wo genau Emissionen entstehen, sei es in der Produktion, im Fuhrpark oder in der Lieferkette. So können Nachhaltigkeitsverantwortliche fundierte Entscheidungen treffen, etwa indem sie auf energieeffizientere Prozesse umstellen oder nachhaltigere Lieferanten wählen.
Gleichzeitig stärkt eine präzise CO₂ Bilanz die Glaubwürdigkeit gegenüber Kund:innen, Investor:innen und Partner:innen, die zunehmend Wert auf Nachhaltigkeit legen. Besonders für Mittelständler:innen, die mit begrenzten Ressourcen arbeiten, ist sie ein pragmatisches Werkzeug, um sich im Wettbewerb als nachhaltiges Unternehmen zu positionieren.
Nicht zuletzt zieht ein klares Bekenntnis zum Klimaschutz Talente4 an und schafft Vertrauen in der Öffentlichkeit.5
CO₂-Bilanz für Unternehmen – Scope 1 bis 3

Emissionen nach GHG Protocol. Scope 1 = Direkte Emissionen durch das Unternehmen, Scope 2 = Indirekte Emissionen durch eingekaufte Energieträger, Scope 3 = Indirekte Emissionen durch die Produktion von Waren und die Bereitstellung von Dienstleistungen
Um die Emissionen systematisch zu erfassen, unterteilt das Greenhouse Gas Protocol (GHG Protocol) die Klimabilanz in unterschiedliche Bereiche, die als Scopes bezeichnet werden. Eine Klimabilanzierung nach GHG umfasst demnach folgende drei Kategorien:
- Scope 1: Direkte Emissionen
Hierzu zählen Emissionen aus Quellen, die das Unternehmen direkt kontrolliert, wie firmeneigene Fahrzeuge, Heizungsanlagen oder Produktionsprozesse – zum Beispiel der Dieselverbrauch der Lieferflotte. - Scope 2: Indirekte Emissionen durch Energie
Diese Emissionen entstehen durch eingekauften Strom, Wärme oder Kälte. Dazu zählt beispielsweise der CO₂-Ausstoß des Kraftwerks, das den benötigten Strom liefert. - Scope 3: Weitere indirekte Emissionen
Diese Kategorie umfasst Emissionen in der gesamten Wertschöpfungskette, etwa durch eingekaufte Materialien, Geschäftsreisen oder die Entsorgung von Produkten. Scope 3 ist oft die größte, aber auch die schwierigste Kategorie, da sie Lieferanten und Kund:innen einbezieht.
Die Klimabilanzierung nach GHG, häufig auch als GHG Protocol Scope 1, 2, 3 bezeichnet, berücksichtigt alle drei Scopes und bildet die strukturelle Grundlage einer international anerkannten CO₂ Bilanz. Viele Unternehmen starten mit Scope 1 und 2, da diese einfacher zu erfassen sind.
Insbesondere Scope 3 stellt Unternehmen oft vor Herausforderungen, da hier eine hohe Datenverfügbarkeit und enge Zusammenarbeit mit Lieferanten notwendig sind. Hier sind detaillierte Lieferkettenanalysen erforderlich, um die CO₂-Emissionen der vor- und nachgelagerten Prozesse präzise abzubilden.
Wie kann ein Unternehmen den eigenen Corporate Carbon Footprint (CCF) berechnen?
Um den Corporate Carbon Footprint (CCF) zu berechnen, benötigt ein Unternehmen klare Strukturen und verlässliche Daten. Zunächst empfiehlt es sich, den Umfang der CO₂-Bilanz festzulegen, etwa ob nur Scope 1 und 2 oder auch der komplexere Scope 3 erfasst werden soll. Ebenso sollten alle relevanten Emissionsquellen identifiziert werden. Dabei wird der gesamte Lebenszyklus eines Produkts berücksichtigt, einschließlich Herstellung und Entsorgung.
Danach folgt die Datensammlung: Verbrauchsdaten wie Strom, Heizung, Kraftstoff oder Geschäftsreisen werden aus Rechnungen, Zählerständen oder Lieferantenangaben zusammengetragen. Diese Daten werden anschließend mit Emissionsfaktoren, die beispielsweise vom Umweltbundesamt (Probas-Datenbank) oder dem Greenhouse Gas Protocol bereitgestellt werden, in CO₂-Äquivalente umgerechnet. Die Berücksichtigung der anerkannten Treibhausgasbilanzierung Standards GHG Protocol und ISO 14064 sorgt dafür, dass die Ergebnisse vergleichbar und nachvollziehbar sind.
Eine erste Orientierung bieten auch verschiedene CO₂-Rechner im Internet, die es ermöglichen, einen groben Überblick über die eigenen Emissionen zu gewinnen. Allerdings sind diese oft ungenau, da sie auf Durchschnittswerten basieren und unternehmensspezifische Faktoren nicht detailliert berücksichtigen. Für eine präzise und belastbare CO₂-Bilanzierung empfiehlt sich der Einsatz geeigneter ESG-Softwarelösungen, die eine CO₂-Bilanzierung als Feature integriert haben.
Software für Klimabilanzierung – CO₂-Bilanz auf Knopfdruck
Alle relevanten CO₂-Emissionen für eine Klimabilanzierung automatisiert über Schnittstellen zu erfassen und zu analysieren, erfordert eine fundierte Datengrundlage und eine einfach zu handhabende Lösung, mit der sich diese Informationen auch verarbeiten und abbilden lassen. Häufig wird angenommen, dass eine Excel-Datei für die Klimabilanz ausreicht, um Emissionen zu dokumentieren. Doch in der Praxis stoßen solche Excel-Vorlagen schnell an ihre Grenzen: Die Datenmengen, die für eine umfassende CO₂-Bilanz benötigt werden, sind in der Regel zu groß und komplex, um manuell in Tabellen verarbeitet zu werden. Oft ist bereits die Zuordnung von Emissionen zu den verschiedenen Scopes nach dem Greenhouse Gas Protocol sehr zeitaufwendig und fehleranfällig ebenso wie die Ermittlung der resultierenden CO₂-Emissionen.

Screenshot aus der leadity-Software: Visualisierung von CO2 Emissionen des CCF
Eine integrierte Softwarelösung für Klimabilanzierung wie leadity bietet hier entscheidende Vorteile: Über Schnittstellen werden die Daten erfasst, automatisch den richtigen Scopes zugeordnet und dank verknüpfter CO₂-Datenbanken alle CO₂-Äquivalente korrekt berechnet. Für 100-prozentige Compliance sind die Spezifikationen der ISO 14064 und des GHG Protocols im System hinterlegt und werden automatisch berücksichtigt. Dies spart nicht nur Zeit, sondern erhöht auch die Genauigkeit der Klimabilanz. Außerdem wird die CO₂-Bilanz automatisiert in die gesamte ESG-Berichterstattung integriert.
Gehört eine CO₂-Bilanz zum ESG-Reporting?
Eine CO₂-Bilanz ist ein zentraler Bestandteil des ESG-Reportings. Sie bildet die Basis, um den Klimabeitrag im Sinne der Umweltauswirkungen eines Unternehmens zu bewerten. Für Unternehmen, die der EU-Richtlinie zur Nachhaltigkeitsberichterstattung (CSRD) unterliegen, ist die CO₂-Bilanz sogar Pflicht. Auch für das Reporting nach dem VSME-Standard (Voluntary Sustainability Reporting Standard) wird eine CO₂-Bilanz benötigt. Somit ist sie auch für mittelständische Unternehmen relevant, die nicht berichtspflichtig sind.
Nicht zuletzt legen Investor:innen und Kund:innen zunehmend Wert darauf, dass Unternehmen ihre CO₂-Emissionen transparent machen, aktiv an der Dekarbonisierung arbeiten und klare Reduktionsziele setzen. Eine fundierte Klimastrategie ist entscheidend, um diese Ziele zu erreichen.
Dabei sollten sowohl die Klimabilanzierung nach dem GHG-Protokoll als auch eine ISO 14064-konforme CO₂-Bilanz als feste Bestandteile der Strategie berücksichtigt werden. Dadurch erhalten Investor:innen und Kund:innen verlässliche, vergleichbare Daten, die als Grundlage für fundierte Geschäftsentscheidungen dienen.
Fazit: Die CO₂-Bilanz ist mehr als ein Zahlenwerk
Damit wird deutlich: Eine CO₂-Bilanz ist weit mehr als nur eine Sammlung von Zahlen – sie ist ein strategisches Instrument für nachhaltigeres Wirtschaften. Sie zeigt nicht nur, wo Emissionen entstehen, sondern offenbart auch Einsparpotenziale, ermöglicht gezielte Maßnahmen zur Dekarbonisierung und unterstützt Unternehmen dabei, ihre Klimaziele glaubwürdig zu erreichen. Darüber hinaus spielt sie eine wesentliche Rolle für die Transparenz gegenüber Investor:innen, Kund:innen und Regulierungsbehörden. Somit ist eine professionelle CO₂-Bilanz auch ein entscheidender Baustein für nachhaltigeres Wirtschaften und einen langfristigen Unternehmenserfolg.
Klimabilanz exakt und softwaregestützt berechnen
Gemäß dem Greenhouse Gas Protocol und ISO 14064. Vollständig von Scope 1 bis Scope 3. Automatisiert, digital, präzise.
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- Fundierte revisionssichere Bilanzierung

Quellen & weiterführende Informationen:
1 Klimaschutzgesetz und Klimaschutzprogramm | Bundesregierung
2 Offizielle Website zum Greenhouse Gas Protocol (GHG)
4 Green Recruiting: Mit Nachhaltigkeit im Recruiting punkten
5 Wharton School of the University of Pennsylvania: ESG Investments Lead to Higher Sales
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