Dekarbonisierung – Wissen & Empfehlungen für Unternehmen

Eine nachhaltige Zukunft ist untrennbar mit der Dekarbonisierung der Wirtschaft verbunden. Maßnahmen zur Emissionsreduktion tragen jedoch nicht nur dazu bei, Nachhaltigkeitsziele zu erreichen – sie senken auch Kosten, erleichtern Finanzierungsprozesse und verschaffen Unternehmen Vorteile bei der Auftragsvergabe. Erfahren Sie, wie Sie den Dekarbonisierungspfad erfolgreich beschreiten!

19.06.2025

5 Minuten Lesezeit

Titelbild Dekarbonisierung Artikel - Mann am Laptop, grüne Statistik

Der Weg zur Klimaneutralität ist anspruchsvoll – und führt unweigerlich über ein Maßnahmen-Paket, das immer mehr an Bedeutung gewinnt: Dekarbonisierung. Dahinter verbirgt sich eine tiefgreifende Umstellung von Wirtschaft und Gesellschaft auf eine emissionsarme oder emissionsfreie Lebens- und Produktionsweise. Konkret heißt das: Der Ausstoß von Kohlendioxid (CO₂) – vor allem aus fossilen Brennstoffen wie Kohle, Öl und Gas – soll systematisch reduziert und schließlich ganz vermieden werden. Ob Stromerzeugung, Industrie, Verkehr oder Gebäude – nahezu alle Bereiche des Alltags sind von der Notwendigkeit einer Dekarbonisierung betroffen.

Neben den Konzernen sind vor allem kleine und mittlere Industrieunternehmen gefordert: Laut einer aktuellen europaweiten Umfrage1 von Equans sagen 94 Prozent der Entscheider:innen in industriellen KMUs, dass eine Dekarbonisierung mit ihrem Geschäftsmodell vereinbar ist – doch nur 43 Prozent haben bislang konkrete Maßnahmen umgesetzt. Die Komplexität der Lösungen und die Höhe der erforderlichen Investitionen sind zurzeit häufige Hemmnisse. Doch klar ist auch: Auf lange Sicht überwiegen die Vorteile: Eine erfolgreiche Dekarbonisierung spart Energie und Geld, stärkt die Marktposition und öffnet Türen bei Finanzierung, Ausschreibungen und Lieferketten.

Wie funktioniert Dekarbonisierung der Industrie?

Die Dekarbonisierung der Industrie zielt darauf ab, CO₂-Emissionen drastisch zu reduzieren und fossile Brennstoffe wie Kohle, Öl oder Gas durch nachhaltige Alternativen zu ersetzen. Um dieses Ziel zu erreichen, müssen Unternehmen zunächst ihren CO₂-Fußabdruck analysieren, um Schwachstellen in Produktion, Energieverbrauch und Lieferketten zu identifizieren.

Basierend auf diesen Erkenntnissen können Unternehmen eine Dekarbonisierungsstrategie entwickeln, die auf ihren individuellen Dekarbonisierungspfad abgestimmt ist. Das Ziel ist es die Treibhausgasemissionen zu senken und im Idealfall mit seinem Unternehmen die Klimaneutralität zu erreichen. Oft sind grüne Technologien ein wesentliches Element einer solchen Dekarbonisierungsstrategie.

Der eigentliche Prozess der Dekarbonisierung der Industrie setzt direkt an den Quellen an: Bei der Energieversorgung, der Produktion oder der Infrastruktur. Viele Unternehmen starten mit Maßnahmen zur Energieeffizienz und stellen auf grüne Technologien um: Solaranlagen, Batteriespeicher, Wärmepumpen oder die Elektrifizierung von Prozessen sind typische erste Schritte auf dem Dekarbonisierungspfad. Die Fortschritte im Rahmen der Dekarbonisierung sollten regelmäßig überprüft und bei Bedarf die zugehörigen Prozesse weiter optimiert werden.

Mit einer Dekarbonisierungsstrategie künftige Aufträge sichern

Darüber spielt der Emissionshandel2 eine wichtige Rolle für die Dekarbonisierung Deutschlands, da er durch marktwirtschaftliche Instrumente wirtschaftliche Anreize schafft, CO₂-Emissionen zu reduzieren. Unternehmen, die ihre Emissionen unterhalb der ihnen zugewiesenen Menge halten, können überschüssige Zertifikate am Markt veräußern. Betriebe mit einem höheren Emissionsausstoß hingegen sind verpflichtet, zusätzliche Zertifikate zu erwerben, was zu einem ökonomischen Anreiz für Emissionsvermeidung und Effizienzsteigerung führt. Neben sehr großen Firmen sind auch einige mittelständische Industrieunternehmen mit sehr großen Anlagen zum Emissionshandel verpflichtet.

Bild Dekarbonisierung Artikel - Mann am Tablet, Statistik & Text

Die meisten KMU sind indirekt vom Emissionshandel betroffen: Konzerne, die selbst emissionshandelspflichtig sind, verlangen zunehmend von ihren Zulieferern – oft KMU – Transparenz über deren CO₂-Bilanz und Maßnahmen zur Emissionsreduktion. Um weiterhin Teil von Lieferketten zu bleiben und neue Aufträge zu gewinnen, wird die Dekarbonisierung der Industrie damit auch für diese KMU immer wichtiger. Nicht zuletzt steigern Unternehmen durch Dekarbonisierung ihre Attraktivität für Investor:innen, die zunehmend nachhaltige Projekte fördern.

Welche Maßnahmen zur Dekarbonisierung gibt es?

Die Maßnahmen zur Dekarbonisierung sind vielfältig und lassen sich an die Bedürfnisse von KMU anpassen. Hier können Sie ansetzen:

  • Energieeffizienz steigern:
    Moderne Maschinen, umweltschonende Produktionsprozesse und intelligente Energiemanagementsysteme reduzieren den Energieverbrauch. Beispielsweise senken LED-Beleuchtung oder Wärmerückgewinnungssysteme den Energiebedarf erheblich.
  • Erneuerbare Energien nutzen:
    Solaranlagen, Windkraft oder Biomasse können fossile Brennstoffe ersetzen und somit zur Dekarbonisierung beitragen. Viele Unternehmen investieren beispielsweise in eigene Photovoltaikanlagen, um Strom für ihre Gebäude fossilfrei zu erzeugen.
  • Prozesse umstellen:
    Industriebetriebe können emissionsarme Verfahren wie grünen Wasserstoff oder recycelte Materialien nutzen. Auch die intelligente Steuerung von Produktionsprozessen sowie die Digitalisierung können zur Dekarbonisierung Deutschlands beitragen.
  • Infrastruktur anpassen:
    Gebäudesanierungen, eine Fuhrpark-Elektrifizierung oder die Integration von CO₂-Zertifikate-Management und Emissionshandel helfen, die Ziele einer Dekarbonisierungsstrategie umzusetzen.
  • Kreislaufwirtschaft fördern:
    Das Recycling und die Wiederverwendung von Materialien verringern den Bedarf an neuen Ressourcen und senken CO2-Emissionen.
  • Lieferketten nachhaltig gestalten:
    Indem Unternehmen ihre Zulieferer:innen prüfen und nur auf Partner:innen setzen, die ebenfalls auf CO₂-Reduktion achten, können sie ihre gesamte Wertschöpfungskette dekarbonisieren.

Jede dieser Maßnahmen zur Dekarbonisierung der Industrie trägt gleichzeitig zur Energiewende bei und schafft langfristig Wettbewerbsvorteile. Unternehmen, die frühzeitig handeln, positionieren sich als Vorreiter:innen in Ausschreibungen und stärken ihre Position innerhalb von Lieferketten.

Gibt es Förderung zur Dekarbonisierung von KMU in Deutschland?

Eine Dekarbonisierung erfordert in den meisten Fällen größere Investitionen von Unternehmen. Die Kosten entstehen durch Maßnahmen wie den Ausbau erneuerbarer Energien, die Umstellung auf energieeffiziente Technologien, den Einsatz nachhaltiger Materialien oder die Optimierung von Produktionsprozessen. Insbesondere für kleine und mittlere Unternehmen steht daher schnell die Frage im Raum: Gibt es Förderung zur Dekarbonisierung von KMU in Deutschland? Die gute Nachricht: Die Antwort lautet „ja“ – und die Angebote sind vielfältig. Insbesondere das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) und die KfW-Bank fördern gezielt Projekte, die Treibhausgasemissionen senken und die nachhaltige Transformation vorantreiben:

  • Bundesförderung für Energie- und Ressourceneffizienz in der Wirtschaft (EEW)3
    Diese Förderprogramme unterstützen diverse Investitionen, beispielsweise in energieeffiziente Technologien, wie moderne Heizsysteme oder Prozessoptimierungen.
  • Bundesförderung Industrie und Klimaschutz (BIK)4
    Mit dieser Förderung wird insbesondere der industrielle Mittelstand bei der Dekarbonisierung unterstützt.
  • Diverse KfW-Förderprogramme5
    z. B. für Prozesswärme aus erneuerbaren Energien oder klimafreundliche Gebäudetechnik.
  • Darüber hinaus gibt es zahlreiche regionale Programme und Innovationsförderungen auf Landesebene, zum Beispiel die Förderung klimaneutraler Betriebsprozesse6 in Thüringen.

Diese Programme zur Förderung der Dekarbonisierung unterstützen den Mittelstand sehr wirksam, denn insbesondere kleine und mittlere Unternehmen (KMU) verfügen oft nicht über die finanziellen oder personellen Ressourcen, um komplexe Investitionen in Energieeffizienz oder klimaneutrale Technologien eigenständig zu stemmen.

Doch Achtung! Eine Förderung Dekarbonisierung ist oft an klare Nachhaltigkeitsziele gebunden. Unternehmen sollten ihre Dekarbonisierungsstrategie daher genau planen und Förderanträge frühzeitig stellen. Beratungsangebote, etwa durch die Industrie- und Handelskammern, helfen, passende Programme zu finden.

Warum sich Dekarbonisierung lohnt

Für KMU hat die Dekarbonisierung neben den positiven Umweltaspekten auch bemerkenswerte unternehmerische Effekte. Die wichtigste Vorteile der Dekarbonisierung sind:

  • Wer frühzeitig auf grüne Technologien setzt, unterstützt die Energiewende und spart langfristig Energie und Kosten.
  • Eine Dekarbonisierung stärkt die Marktposition und die Wettbewerbsfähigkeit einer Firma.
  • Banken und Investor:innen bevorzugen oft Unternehmen mit klaren Dekarbonisierungsstrategien.
  • In Lieferketten und Ausschreibungen wird CO₂-Reduktion zunehmend zur Voraussetzung.
  • Gleichzeitig schätzen Mitarbeitende und Kund:innen nachhaltiges Handeln – ein Plus für das Image.

Fazit – Ohne Dekarbonisierung keine nachhaltige Transformation

Schon heute steht fest: Die Dekarbonisierung ist für KMU in Deutschland ein Schlüssel zur nachhaltigen Transformation in Richtung Klimaneutralität. Wichtig: Lassen Sie sich dabei nicht von Technologie- oder Prozess-Veränderungen abschrecken:

Zwar sind anfängliche Investitionen nötig, doch die Vorteile der Dekarbonisierung überwiegen – von Kosteneinsparungen über bessere Finanzierungsbedingungen bis hin zu einem gestärkten Image.

Ja, Klimaneutralität ist ein großes Ziel. Mit einer klugen Dekarbonisierungsstrategie kommen Sie diesem Ziel aber spürbar näher. Jeder Schritt zählt – für das Klima, das Unternehmen und die Gesellschaft. Um die Strategie erfolgreich umzusetzen, sollten Sie alle staatlichen Fördermöglichkeiten ausloten, denn viele Förderprogramme unterstützen speziell KMU auf ihrem Dekarbonisierungspfad.

Dekarboni­sierung smart steuern – mit Software, die wirkt

Entwickeln Sie mit leadity fundierte Reduktionspfade auf Basis Ihrer Klimabilanz – strategisch, flexibel und SBTi-kompatibel.

  • Individuelle Maßnahmenmodellierung mit Zeitraum, Geltungsbereich und Verbrauchsmengen
  • Automatisierte CO₂-Bewertung durch Emissionsfaktoren und austomatische Verknüpfung mit Ihrer CO₂-Bilanz
  • Flexible Szenarienbildung zur Bewertung kombinierter Maßnahmen
  • Gap-Analyse mit Visualisierung zur Dekarbonisierungs-Roadmap
Dekarbonisierung mit leadity Software
Jetzt kostenlos beraten lassen

Der Artikel hat Ihnen weitergeholfen?

Teilen Sie ihn mit Ihrem Netzwerk per LinkedIn, E-Mail oder Whatsapp!

Weitere Fachartikel aus unserem Magazin

Klimabilanz Titelbild, Fabrikgebäude mit rauchenden Schornsteinen, Blumenfeld im Vordergrund

04.06.2025

CO₂-Bilanz für Unter­nehmen – Überblick zur Klimabilanzierung

Die CO₂-Bilanz ist für Unternehmen ein unverzichtbares Werkzeug, um den eigenen ökologischen Fußabdruck zu verstehen und Emissionen gezielt zu reduzieren. Gleichzeitig hilft sie, gesetzliche Vorgaben zu erfüllen und eine Firma zukunftsfähig zu positionieren. Wie man sie erstellt, welche Daten nötig und welche Methoden sinnvoll sind, erfahren Sie hier.

Artikel lesen
ESG Reporting Headerbild

21.05.2025

ESG-Reporting – alles, was Sie wissen müssen

Mit einem ESG Reporting werden Umwelt- und Sozialmaßnahmen sowie Aspekte der Unternehmensführung transparent offengelegt. Der Mittelstand kann ein ESG Reporting auch als strategisches Instrument nutzen, um sich Wettbewerbsvorteile wie Ausschreibungen in neuen Marktsegmenten oder optimalere Finanzierungen zu erschließen. Alles Weitere zum ESG Reporting erfahren Sie hier.

Artikel lesen
Nachhaltigkeit in der Baubranche - leadity

07.05.2025

Nachhaltigkeit in der Baubranche wird zum Geschäftsmodell

Beim Thema Nachhaltigkeit und ESG steht die Baubranche an einem Wendepunkt. Regulatorische Vorgaben, Berichtspflichten und steigende Erwartungen verändern die Rahmenbedingungen. Jan Kowalewski unterstützt Unternehmen mit Beratung, digitalen Lösungen und integrierten ESG-Managementsystemen, um Nachhaltigkeit strategisch und zukunftsfähig in der Baubranche zu verankern.

Artikel lesen

Das neue Level für Ihr Nachhaltigkeitsmanagement

Lernen Sie die leadity Software kennen

Kompakt und zielgerichtet: Unsere Expert:innen zeigen Ihnen gerne in einem kurzen individuellen Termin, wie leadity Ihre tägliche Arbeit leichter und effizienter macht und die Nachhaltigkeit in Ihrem Unternehmen voranbringt!